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Warum Kinder sich für einen Sport entscheiden und ihm treu bleiben

Im Jahr 2013 führten Professor Richard Bailey und seine Kollegen eine Untersuchung auf der Grundlage existierender Studien durch, zu den Gründen, warum Kinder in Sportkursen und Sportvereinen aktiv sind und lange dabei bleiben und warum einige wiederum aus dem Sport aussteigen.

Vielleicht überraschen Dich die Untersuchungsergebnisse. Die Forscher*innen fanden heraus, dass die Sportteilnahme von Kindern von fünf Hauptfaktoren abhängt:

  1. Spaß und Freude
  2. Individuelle Erfolgserlebnisse
  3. Erlernen neuer Fähigkeiten
  4. Zusammensein mit Freunden
  5. Einstellung der Eltern

Videoerklärung von icoachkids (deutscher Untertitel wählbar):

 

1. Spaß und Freude

Spaß und Freude sind zweifellos die wichtigsten Faktoren, um Kinder langfristig an den Sport zu binden. Kinder verfügen über einen natürlichen Spieltrieb. Sie lieben es, zu spielen und Sport ist natürlich eine Form von Spiel. Beantworte als Trainer*in jetzt die folgende Frage: Möchtest Du jemand sein, der dafür sorgt, dass die Kinder Spaß haben, oder möchtest Du jemand sein, der ihnen den Spaß verdirbt?

Es gibt einige einfache Methoden, um Kindern den Spaß am Sport zu vermitteln: z.B. das Spielen bekannter Spiele, die Kinder gerne selber organisieren und vorschlagen, die Benennung von Übungen und Spielen mit lustigen Namen, das Einbringen von Geschichten und Erzählungen rund um die Aktivitäten und die Durchführung kleiner Wettbewerbe. All dies kann erheblich dazu beitragen, Deine Trainingseinheiten lebendiger zu machen.

Im Gegensatz dazu wird den Kindern der Spaß genommen, wenn Trainer*innen z. B. zu lange reden, die Sportler*innen zwischen den einzelnen Übungsdurchgängen ewig in Reihen stehend warten müssen oder wenn sie die Übung so oft wiederholen müssen, bis Langeweile eintritt.

 

2. Individuelle Erfolgserlebnisse

Das zweite wichtige Element, das dazu beiträgt, dass Kinder dem Sport treu bleiben, ist ihr Kompetenzerleben. Grundsätzlich müssen Kinder während der Trainingseinheiten das Gefühl haben, dass sie das schaffen können, was von ihnen verlangt wird, und dass sie die Anforderungen bewältigen können. Dafür musst Du sicherstellen, dass die Aktivitäten und Aufgaben das richtige Niveau haben. Wenn Du die Kinder ständig aufforderst, Dinge zu tun, für die sie noch nicht bereit sind, frustrierst Du sie, flößt ihnen Angst ein oder sorgst sogar für Langeweile. Von hier bis zum Ausstieg ist es nur noch ein kleiner Schritt.

 

3. Das Erlernen neuer Fähigkeiten

Der dritte Faktor auf der Liste ist das Erlernen neuer Fähigkeiten: Kinder lieben es, neue Dinge zu lernen. Hast Du jemals gesehen, wie sie Videospiele spielen und wie aufgeregt sie sind, wenn sie einen neuen Spielzug meistern oder zur nächsten Stufe des Spiels übergehen können? Videospieldesigner sind sehr gut darin, den Spieler*innen stetig wachsende Herausforderungen zu bieten und Kinder durch Lernerfahrungen und Belohnungen an das jeweilige Spiel zu binden. Trainer*innen sollten das Gleiche tun und Möglichkeiten finden, den Kindern zu zeigen, dass sie besser werden können und sie dafür belohnen. Auf diese Weise sorgst Du dafür, dass der Lernfortschritt und die Weiterentwicklungen erlebbar werden.

 

4. Das Zusammensein mit Freunden

Der vierte Punkt betrifft das Zusammensein mit Freunden. Dies ist eine Selbstverständlichkeit! Kinder kommen zum Sport, um entweder mit ihren Freunden zusammen zu sein oder um neue Freunde zu finden. Sei als Trainer*in flexibel. Manchmal reden die Kinder untereinander zu viel oder sind etwas abgelenkt, aber lass sie miteinander interagieren und Freundschaften aufbauen. Es handelt sich weder um die Olympischen Spiele noch um eine Weltmeisterschaft! Gib ihnen auch die Chance, neue Freunde zu finden, indem Du sicherstellst, dass sie in Übungen und Spielen mit verschiedenen Kindern zusammenkommen können.

 

5. Die Einstellung der Eltern/ Erziehungsberechtigten

Der letzte, keineswegs unwichtige Punkt auf der Liste ist die Einstellung der Eltern/Erziehungsberechtigten. Sie sind offensichtlich wichtig für die Kinder, aber manchmal unterschätzen wir, wie wichtig sie sind! Zum Beispiel ist die Wahrscheinlichkeit für ein lebenslanges Spottreiben bei Kindern besonders hoch, wenn ihre Eltern/Erziehungsberechtigten ebenfalls sportlich aktiv sind. Aber auch Kinder von Eltern/Erziehungsberechtigten, die im Sport positive Einstellungen zeigen, indem sie z. B. Wert auf sportlich faires Verhalten legen oder ihre Kinder unabhängig von deren Erfolg bedingungslos unterstützen, neigen dazu, länger sportlich aktiv zu bleiben.

 

Ich hoffe, ihr habt ein paar Ideen und Anregungen bekommen. Denkt an eine kindzentrierte Gestaltung von Trainingseinheiten und Wettkämpfen und nehmt die Erwachsenenbrille ab.

Im nächsten Newsletter beschäftigen wir uns damit, warum KInder den Sport bzw. Verein dann verlassen.

Text: Jens Keidel/icoachkids Bild: Depositphotos

redigiert: Florian Ellmann