Das „Pink“ in „Bademantel“ steht für Autorität
Veröffentlicht in
Ein Erlebnisbericht eines Betreuers über das BJV-Sommercamp 2025
Ein Bericht von Waldemar Waschlappen
Es begann alles eigentlich wie immer. Chaotisch, aber mit viel Vorfreude. Hütten wurden bestürmt, Betten wurden bezogen, Trainer wurden bequatscht. Am Abend dann Matten aufbauen und das erste Training. Gruppe Sushi und Gruppe Spaghetti. Und nein, wir haben nicht nur maki-komi Techniken gemacht in Gruppe Sushi. Spaß hatten wir trotzdem alle.
Nach einem erholsamen Schlaf, knackigem Frühstück und einer erneuten Trainingseinheit, begannen die Betreuer nun ihre Autorität zu untermauern. Alle Teilnehmer mussten sich zu Beginn des Nachmittag-Programms, vor ihren Hütten versammeln und warteten gespannt auf die „Vernünftigen Erwachsenen“. Diese kamen auch. Alle sechs in pinken Bademänteln, begleitet von „Eye of the Tiger“ in voller Lautstärke. Ab dann waren die Bademäntel unsere Uniform. Aber nicht nur das. Sie waren unser Wohlfühlort, unsere Autorität, unsere Gemeinschaft und natürlich unser Handtuch.
Nach ein paar anstrengenden Box- und Judotrainings ging es dann am Abend mit der nächsten Überraschung weiter. Wir hatten Walkie Talkies. Unsere Namen? Anneliese, Elsa, Zenzi, Frieda, Alma und MuhMuh. So konnten die Kids uns nicht an der Nase herumführen, wenn sie Bettruhe haben sollten oder sonstigen Unfug über uns verzapft haben. Ein kurzes „MuhMuh an Kuhherde“ genügte und wir waren alle in Kontakt. Auch wenn es sehr interessant war den Jungs zuzuhören, als sie hätten schlafen sollen, aber so laut geredet haben, dass wir es außerhalb der Hütte hörten. Die mittleren Jungs redeten meistens darüber, ob wir wohl gerade zu hören oder nicht. Ein tapferer Gesell schaute sogar nach, hielt 3 Sekunden Blickkontakt mit mir, schloss langsam wieder die Tür und rannte dann ins Bett. Die kleinen Jungs hingegen tauschten sich über Biologie aus. Besonders gefiel ihnen der Blauwal und die Faszination der Geschmacksrichtung Tutti Frutti.
Und auch wenn die Mädels nachts ruhiger waren, so hatten auch sie am Tag ihre Momente, so hielten es zum Beispiel zwei für eine tolle Idee, ein Fahrrad, das sie bei einem Ausflug nach Inzell fanden, mit ins Camp zu nehmen.
Sie alle durften dann als Belohnung einmal mit einem Einhorn Aufzug fahren. Lülülülülülülüüüü. Ding! Und die Betreuer haben mit Wasserpistolen aufgepasst, dass sie auch sicher sind im Aufzug! Und für alle die sich jetzt fragen, ob die Betreuer eigentlich nur Unsinn im Kopf haben, denen kann ich ganz ehrlich sagen: Ich kann euch nicht hören, mein Walkie Talkie schallt zu laut aus meinem pinken Bademantel!
Mittwochabend gab es dann das „Spiel ohne Grenzen“, ein vom Camp veranstaltetes Spiel, wo alle Blockhäuser gegeneinander antreten. Sportart übergreifend. So waren es dieses Jahr 23 Teams, 5 davon vom BJV. Und abgesehen von den sportlichen Leistungen der Judoka, stach ihre Motivation raus. Es gab nämlich Bonuspunkte für gute Stimmung, und so hatten sich vor allem die beiden Mädels Hütten und die kleinen Jungs, mächtig ins Zeug geworfen, um möglichst viele davon zu ergattern. So wünschten sie sich „Ich bin ein Einhorn“ und rockten die ganze Halle. Während alle anderen verwirrt, und sind wir mal ehrlich, auch etwas verstört, uns angesehen haben. Und ja, ich sagte uns. Die Betreuer in ihren pinken Bademänteln waren natürlich auch mit dabei! Wir haben da, wie ich gelernt habe, jede Menge Aura gefarmt!
Doch eine Gruppe fuhr eine andere Taktik. Die großen Jungs pfiffen aufs Tanzen und setzten auf pure Männlichkeit. Mit viel Gebrüll, Wille und viel zu viel Testosteron haben die komplett rasiert und landeten so am Ende auf Platz 1! Glückwunsch!
Und wo wir gerade beim Thema komplett rasiert sind: Drei Mitglieder von Team Hufflepuff entschlossen sich am letzten Abend spontan ein Umstyling zu machen. Und so wachten wir auf und fanden Gargamel und seine Schlümpfe vor, die uns, fröhlich auf ihre glatt rasierten Köpfe klatschend, erwarteten. Ein Anblick fürs Leben, kann ich euch sagen.
Kommen wir nun zum letzten Abend. Denn hier ist so einiges geschehen. Diebstahl, Tränen der Betreuer, Tränen der Teilnehmer. Die Glatzen waren da auch, aber von denen wisst ihr ja schon.
Beginnen wir bei dem größten Verrat seit Brutus. Es war Anfang des Abends und ein glücklicher Betreuer hielt sein letztes Stück Pizza in der Hand. Kein ganzes Stück. Nein nein. Die letzten zwei Bissen. Nicht einmal Rand war mehr dran! Und dann, komplett unprovoziert, sagte ein Teilnehmer, der Betreuer hat da was am Finger. Der Betreuer schaut hin, das Kind schnappt sich die Pizza und schiebt sie sich auf ein Mal in den Mund! Meuterei! Aber als Wiedergutmachung, machte dieser freche Bengel dann freiwillig zwanzig Liegestütze im Fußbecken des Schwimmbads mit Nase am Boden. Und er ist selber Schuld, wenn er immer beim nach unten gehen einatmet! Verdient! Hättest du lieber mal ein Hirn gestohlen als meine Pizza!
Der nächste Punkt sind die Tränen der Betreuer. Denn wir haben wundervolle Abschiedsgeschenke bekommen. Von den kleinen Mädels, aber auch von den großen, die wir ja nächstes Jahr leider nicht mehr in Inzell begrüßen können, da sie dann zu alt sind. Wir bekamen wundervolle Worte, fantastische Bilder, und sehr schwere Herzen, bei dem Gedanken, nächstes Jahr ohne sie in Inzell zu sein.
Und last but not least, die Tränen der Teilnehmer. Denn ein paar von ihnen wollten Schauspielübungen machen. Die Details erspare ich euch, lasst mich nur so viel sagen, Jugendliche sind überfordert, wenn sie ernst gemeinte Komplimente kriegen oder merken sie dürfen netter zu sich sein. Und ja, es waren nur gute Tränen. Allen ging es besser danach! Auch kurz vorm Weinen waren zwei Betreuer, die das gemacht haben und so sehr lachen musste dabei, dass uns der Schweiß aus den Augen lief. Wir stellten nämlich fest, dass wir nichts anderes machen in Inzell außer Lachen. Doch. Jemanden Kopfüber heben, um den Trainingsplan zu schreiben. Und wir teilen uns ein Hirn. Meistens hat es Nick. Und wie ihr merkt, er hat es mir nicht einmal ausgeliehen, um diesen Bericht hier zu schreiben. Schande! MuhMuh an Zenzie, Frieda und Alma, schnürt eure Bademäntel, wir gehen auf die Jagd!
Wie ihr sehen könnt, hatten alle Beteiligten viel Spaß und ich kann hier nur die Hälfte von dem erzählen, was alles passiert ist, aber wer es live selber mit erleben will, nächstes Jahr ist auch wieder Inzell!
Bis dann,
MuhMuh :)
Der Termin für das BJV-Sommercamp 2026 steht noch nicht genau fest. Die Anmeldung wird aber wieder über die Kalenderfunktion auf der Homepage durchgeführt werden und ab Donnerstag 08.01.2025 möglich sein. Bei Fragen:
Text: Daniel Haucke
Bilder: Nick Cariss